Schottergärten – Ein Trend auf Abwegen

Jedem Gartenfreund, der mit offenen Augen durchs Leben geht, werden Gartentrends meist nicht verborgen bleiben. Manche Trends sind eine Bereicherung für das Auge und hoffentlich auch für die Tierwelt. Im Falle der Schottergärten trifft jedoch keines von beiden für uns zu. Es handelt sich dabei um kalte, tote Schotterflächen, in welche teilweise nicht einmal Pflanzen integriert werden.

Die Definition von Schottergarten

Laut Wikipedia wird der Begriff Schottergarten folgendermaßen definiert:

 „Ein Schottergarten ist eine großflächig mit Steinen bedeckte Gartenfläche, in welcher Steine das hauptsächliche Gestaltungselement sind…“

Alleine dieser Satz vermittelt einem Naturgartenfreund ein ungutes Gefühl. Ein Garten, welcher hauptsächlich aus Steinen besteht? Welchen Nutzen für die Natur sollte dieser erfüllen?

Gewiss werden Menschen, die einen Schottergarten weniger arbeitsintensiv empfinden, einen gewissen Reiz in dieser „Gestaltungsform“ finden.  Keine Verunreinigungen durch welkes Laub, keine abgefallen Blüten oder Früchte stören. Höchstens das eine oder andere Blatt, das vom Nachbarsgarten über den Zaun gefallen ist, muss dann schnellstmöglich wieder mittels Laubgebläse weichen. Aber dürfen sich diese vom Menschen geschaffenen Steinwüsten dann auch Gärten nennen?

Von BBirke – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71513185

Was ist eigentlich ein Garten?

Auch in diesem Fall hilft Wikipedia weiter:

 „Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen oder Tiere vom Menschen in Kultur genommen und somit gepflegt werden…“

Also lautet die Antwort auf die zuvor gestellte Frage eindeutig NEIN!

Dass man jetzt grundsätzlich alle Gärten, in denen Steine Verwendung finden, in ein schiefes Licht rückt, ist jedoch auch nicht der Weisheit letzter Schluss, sind diese doch in der Regel einem natürlichen Habitat nachempfunden. Auch das sogenannte Xeriscaping  (Gartenbau mit dem Ziel, künstliche Bewässerungen zu vermeiden) und die japanischen Zen-Gärten (Orte der Meditation und Entspannung) haben durchaus gärtnerische Berechtigung.

Bild von Shaun McFee auf Pixabay

Die Bepflanzung

Die Bepflanzung spielt in den Schottergärten eine absolut untergeordnete Rolle.

Einzelne, meist markant wirkende Bäume oder Sträucher, sollen die Akzente zu den Steinen setzen. Durch das heiße Klima, bedingt durch die Steine, fühlen sich die verwendeten Pflanzen jedoch meist nicht sehr wohl. Durch diese Stresssituationen treten Krankheiten und Schädlinge dann noch häufiger auf und machen meist eine Schädlingsbekämpfung mit chemischen Mitteln notwendig.

In einem naturnahen Garten würden diese Probleme erst gar nicht auftreten. Und wenn doch, sind zahlreiche Nützlinge schon in Warteposition, um schützend eingreifen zu können. Das ist eben der Vorteil in einem gesunden Ökosystem, wo eines ins andere greift.

Wie sich der Trend der Schottergärten entwickelt hat, kann man gar nicht mehr genau zurückverfolgen. Jedoch könnte die Entstehung in Verbindung mit der retromodernen Architektur, dem sogenannten Bauhausstil, in Verbindung stehen.

Bild von Pexels auf Pixabay

Der Pflegeaufwand

Das Argument der Pflegeleichtigkeit sollte man einmal genau betrachten.

Erst wird bis zu 50cm Erdmaterial abgetragen und dann wird, meist durch eine Folie abgetrennt, der Bereich mit Schotter wieder aufgefüllt. Das hält schon einige Zeit unkrautfrei. Jedoch sollte man bedenken, dass zum Beispiel verwitterte Blätter bzw. andere Pflanzenteile nach einiger Zeit auch einen wunderbaren Nährboden für Wildkräuter jeglicher Art schaffen.

Zwischen den Schottersteinen ist das Entfernen von diesen verwurzelten Wildkräutern dann aber dementsprechend schwierig. Keine Rede also mehr von pflegeleichten Pflanzflächen.

Nicht selten greifen die Gestalter dieser Schottergärten dann zu chemischen Unkrautvernichtungsmitteln, sogenannten Herbiziden. Von ökologischem Gartenbau kann dann natürlich keine Rede mehr sein.

Wenn man dann auf die Idee kommen sollte, die Schotterfläche wieder in einen lebenden Garten „umzubauen“, kommt eine fachgerechte Entsorgung der verwendeten Schottermassen ordentlich teuer.

Die ökologische Betrachtungsweise

Von sogenannter Biodiversität, der biologischen Vielfalt, kann bei dieser Gestaltungsart nicht mehr gesprochen werden. Selbst diverse Echte Eidechsen wie zum Beispiel die Zauneidechse (Lacerta agilis), welche steinige Untergründe zu schätzen wissen, werden keine Nahrungsgrundlage in dieser pflanzenlosen Umgebung finden. Denn Käfer, Zikaden und Ameisen, die bevorzugten Beutetiere der Eidechsen, halten sich dann doch lieber im Umkreis von Pflanzen auf. Auch kleinere Säugetiere finden auf den Schotterflächen keinen Unterschlupf.

Zauneidechse – Lacerta agilis – im Garten Steinfeld

Negative Auswirkungen auf den Menschen

In städtischen Bereichen führt zudem die Verringerung der klassisch gestalteten und bepflanzten Vorgärten bzw. Gärten zu klimatischen Veränderungen. Schadstoffe in der Luft können dann nicht mehr von den pflanzlichen Organismen gefiltert werden. Zusätzlich erwärmen sich die Gesteinsmassen sehr stark, was bei herkömmlich bepflanzten Flächen nicht der Fall ist. Dies führt natürlich zwangsläufig zu einer Erwärmung der betroffenen Städte.

Glücklichweise sind mittlerweile Schottergärten Gegenstand von Reglementierungsbestrebungen. Besonders in Deuschland wurde bereits teilweise damit begonnen, dass in Neubaugebieten, unter Einbeziehung des Bebauungsplans, Schottergärten untersagt wurden.

Ärgern Dich auch diese hässlichen Steinflächen? Hast Du Fragen oder Anregungen diesbezüglich? Wir freuen uns über zahlreiche Kommentare 🙂

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